P-Seminar Chemie: „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken!“
Wenn Sie jetzt dachten, das Zitat von Ihrem Nachbarn oder dem netten Herrn im Biergarten am Tisch gegenüber von Ihnen gehört zu haben, täuschen Sie sich – denn diese weise gewählten Worte stammen von niemandem sonst als vom berühmtesten Reformator Deutschlands – Martin Luther selbst. Überrascht?
Bier ist inzwischen nicht nur Teil der deutschen Kultur, sondern stellt eines der ältesten alkoholischen Getränke der Menschheitsgeschichte dar. Fragten Sie sich schon mal, was Sie mit großen Wissenschaftlern wie Benjamin Franklin, Kaiser Wilhelm II. oder sogar mit den alten Ägyptern verbindet? Falls Ihnen gerade kein Anhaltspunkt einfällt – Es ist Bier. Und genau dieses Getränk beschäftigte das P-Seminar der Lebensmittelchemie: Im Format einer Produktentwicklung versuchten wir dieses Getränk selbst herzustellen und hinter die Kulissen eines langjährig erfolgreichen Produkts wie diesem zu blicken.
Das zunächst größte Hindernis stellte sich uns bereits am Anfang: Im Rahmen der schulischen Regelung war es uns nicht erlaubt, ein Produkt mit bemerkbarem Alkoholanteil (aus internationaler Sicht gelten Getränke ab 0,5 % als alkoholisch) zu produzieren und am Ende zu verkosten. Wie Sie sehen, ein scheinbar unüberwindbares Hindernis – aber nicht für uns. Denn wir bedienten uns der modernen Erfindung des alkoholfreien Biers und schafften damit das nahezu perfekte Format eines Produkts, bei dessen Produktion wir nicht nur forschen, sondern auch kulinarisch teilnehmen konnten. Wie man darauf kam, ohne jegliche Erfahrung in dem Bereich des Brauens ein solch kompliziertes Vorhaben zu starten, bleibt bis heute ungeklärt, trotz allem aber nicht bereut. Zur Erklärung: Das Bierbrauen lässt sich mit dem Backen eines Brots vergleichen, nur dass man die genauen Gegenereignisse erreichen will: Beim Hefeteig verstoffwechselt die Hefe den enthaltenen Zucker, sodass CO₂ entsteht, welcher im Teig eingeschlossen wird und die gewünschten Luftbläschen bildet. Als Nebenprodukt entsteht jedoch Ethanol (Trinkalkohol) – lassen Sie den Teig zu lange stehen, macht sich das im Geschmack bemerkbar. Genau dieses Phänomen nutzt die Bierherstellung und so entsteht in unserem Malz-Hopfen-Wasser-Hefegemisch Alkohol und damit Bier. Will man jedoch den Alkoholgehalt bei 0,5 % belassen, stoppt man die Gärung biologisch, indem man das Gebräu beispielsweise stark erhitzt und die Hefebakterien abtötet.
Nach eigener Recherche und auch der Untersuchung gesetzlicher Möglichkeiten bzw. Vorschriften zogen wir uns einen externen Partner dazu und bedienten uns des Wissens der langjährig tätigen Brauerei „Haderner Bräu“ in Form von einer Führung. Vollgeladen mit Wissen und neuen Erkenntnissen starteten wir Februar voller Enthusiasmus den Brauprozess – um nach drei Wochen harter Arbeit festzustellen, dass das Resultat ungenießbar war. „Es schmeckt einfach nur eklig“ – die weisen Worte einer erfahrenen Lehrkraft. Was uns hätte nach einem harten Jahr voller Planung und Recherche zutiefst treffen müssen, amüsierte die Teilnehmer des Projekts so sehr, dass das Scheitern des eigentlichen Produktes niemandem zur Last fiel.
Produktentwicklung wie die unsere birgt Hindernisse und manchmal auch Misserfolge. Doch Misserfolge bedeuten nicht, dass die zuvor geleistete Arbeit verworfen ist. Wir hoffen, dass die nachfolgenden Jahrgänge unsere Gedanken weiterführen und vielleicht sogar übersteigen können.
Bis dahin „guten Durst“ 😉
Tamara Bobrov 11d